Es heißt, dass den Tod vor Augen das Leben noch einmal an einem vorüberzieht. Martin Heinz hat den Tod vor Augen, eine Leitschiene wird sich jeden Moment in seinen Körper bohren und Magen, Darm
und Nieren zu Brei zermalmen. Nur eines im Leben ist sicher, der Tod. Außer bei Martin Heinz.
Blau-weiß-rot sind nicht nur Trikolore und Union Jack, sondern auch sein Körper. Blau der Penis – das Blut schoss ihm kurz vor der Durchbohrung ins Gemächt und gerann sofort. Weiß sein Körper wie
eine frisch gedeckte Kaffeetafel. Rot das Loch, wo die Mitte des Körpers liegt. Den Ärzten ist er ein Rätsel. Den Menschen in dem kleinen Ort in Österreich ist er ein Wunder. Noch hält sich die
Meute der Journalisten fern von ihm. Seine Familie weiß auch nicht wie sie jetzt damit, mit ihm, dem Zombie umgehen soll. Ein echter Zombie ist Martin Heinz aber gar nicht, denn dazu müsste er
erst einmal richtig tot gewesen sein …
Martin Heinz will sterben, er kann es aber nicht. Sein Lebenswille ist nicht mehr existent. Und schlafen kann er auch nicht mehr. Seine Körpertemperatur stagniert bei fünf Grad Celsius. Sex – die
besten Voraussetzungen bringt er ja immer noch mit – ist auch keine Lösung.
Als weitere Fälle des Ambrosia-Virus auftauchen – inzwischen weiß man, dass ein Virus die Ursache für die seltsame lebensverlängernde Erscheinung ist – wird Martin Heinz wieder aktiv. Er sucht
den Tod. Im Hades. In Nevada. Als er ihn endlich trifft, ist die Zusammenkunft mehr als ernüchternd. Denn der Gevatter beliebt zu spotten. Oder hat er auch bloß keine Ahnung?
Die Lager, in denen die Ambrosianer, wie die vom Supervirus Betroffenen genannt werden, zusammengepfercht werden, wachsen an. Fluktuation kann es nicht geben, da ja niemand sterben kann.
Positiver Nebeneffekt: Kriege werden völlig sinnlos. Das sind sie auch schon vorher gewesen, nur haben das nie alle bemerkt. Eine perfekte Welt? Ja! Allerdings keine ganz perfekte Welt…
Hermann Knapp beginnt „Der Tote, der nicht sterben konnte“ als ironisches Stück, das den Leser schmunzeln lässt. Im Laufe der Seiten wandelt sich das Blatt und immer klarer werden die
unausweichlichen Konsequenzen der Unsterblichkeit. Immer noch schmunzelnd muss der Leser miterleben, dass auch in einer perfekten Welt jede Medaille zwei Seiten hat. Nur leider hat dieses Buch
ein Ende.
Eine neue Fünf-Sterne-Rezension für "Der Tote, der nicht sterben konnten" auf Thalia-online.
Ein Buch, das empfindsam, still und eindrucksvoll eine fiktive Geschichte erzählt die aber, wenn die Medizin so fortschreitet, bald einmal Realität werden
könnte. Das spezielle Ereignis ist bestimmt von der Magie unerforschter Wahrnehmungen, die man am eigenen Leib erlebt und getragen von einer mitreißenden Sprache. Aber auch von einem neuen Gefühl
zu sich selbst und von den Farben, die die Welt noch verbirgt. Sie werden wunderbar an die Oberfläche gespült. Die Geschichte ist im Jetzt angesiedelt, Augenblick für Augenblick. Welch eine
unerschöpfliche Fülle sich allein schon in einem einzigen Gedanken offenbart, erfährt man hier Seite für Seite. Es ist eine farbige Mischung aus Fiktion und Vision, die Hermann Knapps Roman
ausmacht. Der Text ist durchwirkt von Satire, Humor und einer ganz spezifischen Beobachtungsgabe. Ein Roman, den man mit Genuss gelesen hat und den man dann noch immer nicht weglegen kann. Ein
Lesegenuss der ganz besonderen Art.
Überlegungen zu einer Zukunft der Menschheit angesichts der Unsterblichkeit. (DR)
Martin Heinz hat einen Unfall, ist tot, aber er stirbt nicht. Er ist der Erste, der an dem neuen Ambrosia-Virus erkrankt ist, die Epidemie breitet sich aus. Die Folgen sind eine Bedrohung
für die ganze Menschheit, aber auch eine Chance, da angesichts der weltweiten Gefahr die Welt zusammenrückt und wegen der Unsterblichkeit der Terrorismus seinen Schrecken verliert.
Während die Welt sich politisch grundlegend verändert, bleibt das Problem für die Infizierten: Sie können nicht sterben. Also macht sich Heinz auf die Suche nach dem Tod, denn mit
ihm muss er einiges besprechen.
Lesen ist Kino im Kopf. Und Knapp versteht zu unterhalten, ohne Katastrophenfilm-Atmosphäre oder Zombiefilm-Grauslichkeiten überzustrapazieren. Sein Stil ist sehr kurzweilig, Anspielungen auf
Philosophie und Theologie sind das Sahnehäubchen für Wissende, man kommt aber auch gut ohne Fachkenntnisse auf diesen Gebieten aus. Seine
Ironie kippt manchmal ins Zynisch-Sarkastische, Vergleiche und Verweise auf die Realität unserer Gegenwart sind sicher beabsichtigt. Man kann sich aber auch einfach nur von seinem
Einfallsreichtum unterhalten lassen, das macht Hermann Knapps Roman für viele LeserInnen interessant, er kann in der Bibliothek sicher oft empfohlen werden. Warum die Höflichkeitsanrede
kleingeschrieben wird, bleibt allerdings ebenso ein Geheimnis wie die
Frage, warum der österreichische Bundeskanzler daran glaubt, dass die Allegorie des Todes existiert und Heinz auf die Suche schickt.
Der Tod will nicht mehr
Das ewige Leben,wer
wollte es nicht erhaschen?
Doch so einfach ist das nicht,
wenn man tot ist und trotzdem nicht stirbt.
Hermann Knapp, gebürtiger
Waldviertler und leitender Redakteur
der NÖN-Amstetten, hat sich in einem
spannenden Roman des Themas angenommen
und trotzdem keine platte Zombie-
Story geschrieben. Sondern ein Buch voll
Verweise auf den christlichen Glauben, die
griechische Mythologie, die politische Situation.
Die Mischung aus Fantasy, Thriller
und Philosophie lässt das Buch kaum aus
der Hand legen. Und es bietet viel Stoff
zum Nachdenken – was wäre denn, wenn
immer mehr Menschen nicht sterben können
und nicht einmal mehr der Tod guten
Willen zeigt? Eine beeindruckende Lektüre.
Hermann Knapp, „Der Tote, der nicht sterben konnte", 272 Seite, 19,90 Euro, Wortreich.
Rezension bezieht sich auf: Der Tote, der nicht sterben konnte (Gebundene Ausgabe)
Ausgerechnet in einer Kleinstadt in Österreich treffen ein Vogelgrippevirus, ein Schweinegrippevirus und ein Kakerlakengrippevirus aufeinander und mutieren zu einem monströsen Supervirus. Martin
Heinz ist der erste, der die Auswirkungen zu spüren bekommt. Er wird bei einem Autounfall von einer Leitschiene aufgespießt und erleidet tödliche Verletzungen – aber er stirbt nicht. Die Ärzte im
Krankenhaus können ihm nicht helfen, seine Gedärme, der Magen, die Nieren sind Matsch. Sie stopfen, was davon übrig ist, zurück in den Bauch, kleben diesen behelfsmäßig zu und schicken Heinz nach
Hause. Während das „Ambrosia“-Virus beginnt, sich auf der Welt auszubreiten, macht er sich auf die Jagd nach dem Tod …
Das Cover des Buches ist sehr düster und makaber, passt aber perfekt zum Buch.
Der Schreibstil des Buches regt zum Nachdenken an, trieft aber nur so vor Satire.
Die Geschichte selbst ist zwar nicht sehr realistisch, trotzdem wäre sie bis etwas über die Hälfte doch möglich. Das Buch hat auch ein Problem mit den Personalpronomen und ich fand es etwas
seltsam, dass der Hauptprotagonist immer nur mit Nachnamen angesprochen wird.
Nichtsdestotrotz konnte ich das Buch kaum aus den Händen legen und mir das Lachen kaum verkneifen.
Fazit: spannnende, satirische Dystopie zum Nachdenken; eines meiner besten Bücher dieses Genre betreffend
Pratchett meets Monty Python meets Sartre - schräg, urkomisch und philosophisch in einem!, 23. April 2016
Rezension bezieht sich auf: Der Tote, der nicht sterben konnte (Gebundene Ausgabe)
Heinz hätte längst tot sein müssen, daran gab es keinen Zweifel. Mit dieser Einschätzung war er übrigens nicht allein. Er las sie auch in den entsetzten Augen der Feuerwehrleute, die an der
Leitschiene herumhantierten. „Warum stirbst du nicht?“, fragten ihn ihre anklagenden Blicke. „Warum schreist du stundenlang und machst die ohnehin schon schreckliche Arbeit, dich aus dem Auto
zu schneiden, zu einem endlosen Albtraum?“ Wie gerne hätte Heinz ihnen den Gefallen getan und wäre gestorben. Aber er lebte. Unerbittlich! Ausgerechnet in einer Kleinstadt in Österreich
treffen ein Vogelgrippevirus, ein Schweinegrippevirus und ein Kakerlakengrippevirus aufeinander und mutieren zu einem monströsen Supervirus. Martin Heinz ist der erste, der die Auswirkungen
zu spüren bekommt. Er wird bei einem Autounfall von einer Leitschiene aufgespießt und erleidet tödliche Verletzungen – aber er stirbt nicht. Die Ärzte im Krankenhaus können ihm nicht helfen,
seine Gedärme, der Magen, die Nieren sind Matsch. Sie stopfen, was davon übrig ist, zurück in den Bauch, kleben diesen behelfsmäßig zu und schicken Heinz nach Hause. Während das
„Ambrosia“-Virus beginnt, sich auf der Welt auszubreiten, macht er sich auf die Suche nach dem Tod …
So verspricht es die Inhaltsangabe und was ich hier vorfand, hat mich buchstäblich umgehauen!
Konnte ich das Buch anfangs nicht aus der Hand legen, weil ich mich Lachen kaum auf der Couch halten konnte, wandelte sich nahezu unmerklich die Stimmung.
Ich wurde zum bedingungslosen Gaffer und dachte beim Ende nur: so schlecht wäre diese Seuche eigentlich gar nicht....!
Autor Hermann Knapp verschaffte mir ein wirklich besonderes Leseerlebnis,
Philosophisch wie Sartre, schräg und durchgeknallt wie Pratchett und so schwarzhumorig wie Monty Python - diese Mischung ist einfach unwiderstehlich!
Irgendwie bekommen wir hier alle unser Fett weg.- und dabei verschiebt sich so mancher Blickwinkel.
Dazu ist das Geschehen auch noch irgendwie vorstellbar - da störte mich nicht einmal die Begegnung mit einem Tod, der mir fast schon leid tat.
Mehr zum Inhalt möchte ich Ihnen gar nicht verraten, zeitweise hat "Der Tote, der nicht sterben konnte" sogar dystopische Züge - ich habe schon sehr lange nichts mehr in den Händen gehalten,
bei dem ich mich gleichzeitig so amüsiert wie über das Gelesene nachgedacht habe.
Ich kann nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen, dieses Buch ist schlicht großartig!
Rezension bezieht sich auf: Der Tote, der nicht sterben konnte (Gebundene Ausgabe)
Inhalt:
In einer Kleinstadt in Österreich treffen ein Vogelgrippevirus, ein Schweinegrippevirus und ein Kakerlakengrippevirus aufeinander und mutieren zu einem monströsen Supervirus. Martin Heinz ist der
erste, der die Auswirkungen zu spüren bekommt. Bei einem Autounfall wird er von einer Leitschiene aufgespießt und erleidet tödliche Verletzungen – aber er stirbt nicht. Während sich das
Supervirus auf der Welt ausbreitet, macht sich Martin Heinz auf die Suche nach dem Tod..
Meinung:
Die Geschichte fängt mit dem Autounfall von Martin Heinz an. Die letzten Sekunden vor seinem eigentlichen Tod, lernt man Martin etwas besser kennen. Die Szenen werden alle sehr bildlich
wiedergegeben. Der Humor trifft genau meinen Geschmack und die ekligen Passagen werden dadurch aufgelockert. Die Charaktere sind authentisch und gut beschrieben. Mit Martin habe ich richtig
mitgefühlt. Nach diesem Unfall musste er sich viel anhören und hatte es überhaupt nicht leicht. Er ist mir richtig ans Herz gewachsen. Im letzten Teil dieses Buches wird die Story so richtig
schön schräg. Die Suche nach dem Tod war sehr humorvoll aber nicht zu abgedreht beschrieben.
Fazit:
Für mich war die Geschichte mal was ganz anderes und hat mich positiv überrascht. Wer gerne humorvolle und etwas schräge Bücher mag, kommt hier voll auf seine Kosten.
Rezension bezieht sich auf: Der Tote, der nicht sterben konnte (Gebundene Ausgabe)
Das Cover wirkt zum einen recht düster und bei genauerem Hinsehen auch makaber, denn die Person des Covers sitzt auf einem Sarg. Schon das Cover hat mich sehr neugierig gemacht auf das
Buch.
Ich habe sofort nach Beginn des Lesens gut in die Geschichte hineingefunden und der Schreibstil war flüssig und das Buch liest sich richtig gut. Die Hauptperson, Martin Heinz, ist sehr gut
beschrieben und ich konnte ihn mir gut vorstellen.
Die Geschichte hat mir, bis auf den Schluss, super gut gefallen. Der Schluss ist für mich etwas zu abwegig und aus diesem Grund ziehe ich einen Punkt bei der Bewertung ab. Aber alles in allem ein
durchweg gelungenes Buch.
Rezension bezieht sich auf: Der Tote, der nicht sterben konnte (Gebundene Ausgabe)
Nachdem ich das echt schräge Buch „Der Mann, der nicht sterben konnte“ gelesen habe, bin ich etwas zweigeteilt. Die Grundidee der Geschichte gefällt mir sehr gut und in ihr steckt sehr viel
Potential, aber gegen Ende war mir die Story dann doch leider etwas zu abgehoben.
Zur Story:
Ausgerechnet in einer Kleinstadt in Österreich treffen ein Vogelgrippevirus, ein Schweinegrippevirus und ein Kakerlakengrippevirus aufeinander und mutieren zu einem monströsen Supervirus. Martin
Heinz ist der erste, der die Auswirkungen zu spüren bekommt. Er wird bei einem Autounfall von einer Leitschiene aufgespießt und erleidet tödliche Verletzungen – aber er stirbt nicht. Die Ärzte im
Krankenhaus können ihm nicht helfen. Sie kleben den verletzten Bauch behelfsmäßig zu und schicken Heinz nach Hause. Während das „Ambrosia“-Virus beginnt, sich auf der Welt auszubreiten, macht er
sich auf die Jagd nach dem Tod …
Ich habe sehr gut in die Geschichte hineingefunden. Der Schreibstil hat mir sehr zugesagt und es ist die ganze Zeit über ein schöner Lesefluss gegeben. Bereits die Grundidee hat mir sehr gut
gefallen. Die Story ist dabei eine Mischung aus den TV-Serien „The Returned“ und „The Walking Dead“. Da ich beide sehr gerne gesehen habe, ist natürlich die Geschichte auch interessant für
mich.
Aber man kann von Anfang an sagen: Die Geschichte wird am Ende sehr schräg… Ich musste mir oft ein Schmunzeln unterdrücken, aber der Autor spricht auch ernste Themen an, die etwas zum Nachdenken
anregen. Die Szenarien, die der Autor in dem Buch beschreibt, sind nämlich gar nicht mal so unrealistisch, wenn ein solches Virus heutzutage ausbrechen würde. Er hat sich – vor allem am Ende –
eine nette, dystopische Welt ausgedacht, die vielleicht gar nicht mal so schlecht für die Menschen wäre…
Was mir aber etwas Negativ aufgestoßen ist: Gegen Ende wird die Geschichte mir dann doch zu schräg. Gerade dann, wenn Heinz auf den Tod trifft und mit ihm spricht. So etwas ist mir dann doch
etwas zu unrealistisch und nicht ganz mein Fall. Schade, denn ansonsten hat die Story mich sehr gefesselt.
Fazit:
Eine schräge Zukunftsvision, die zum Schmunzeln und auch zum Nachdenken anregt. Wer es realistisch mag, ist hier jedoch falsch!
Romane zum Staunen in „Premiere“ Radio OÖ
Drei Romane, die man durchaus in die Kategorie „aufsehenerregend“ reihen kann – darunter zwei Debut-Romane – stehen am Samstag in der Sendung „Premiere“ ab 19.03 Uhr auf dem
Programm.
Es darf einerseits zart mitgefühlt werden, andererseits ist für hochgradigen Nervenkitzel und eine gute Portion Staunen gesorgt.
Pennwieser, Knapp und Haider
Wie vielfältig sich Oberösterreichs Literaturszene präsentiert, demonstrieren die aktuellen Bücher von Wolfgang Pennwieser, Hermann Knapp und Lydia Haider. Wer mit diesen Namen noch nicht so
vertraut ist, braucht sich nicht zu wundern, denn zwei der Werke sind Erstlingsromane. Alle, die auf der Suche nach abwechslungsreichem und ungewöhnlichem Lesestoff sind, können sich in
„Premiere“ am kommenden Samstag, 2. April, ab 19.03h in ORF Radio Oberösterreich ein ausführliches Bild über die Neuerscheinungen machen.
Sensibles Zwiegespräch eines Vaters mit dem Kind
Der Schwangerschaftstest einer jungen Frau verläuft positiv … Und dann? Was bleibt dem werdenden Vater angesichts Tausender auf ihn einstürmender Fragen zu tun? Er nimmt ein ausführliches
Zwiegespräch mit dem Ungeborenen auf. So zumindest verfährt der Ich-Erzähler in Wolfgang Pennwiesers Erstlingsroman „Ich und Vater“ (Czernin Verlag). Das Buch könnte zum Geheimtipp für werdende
Väter werden, denn es spiegelt Situationen mit Wiedererkennungs-Faktor. Das bevorstehende freudige Ereignis stürzt den Mann in gnadenlos wechselnde Gefühle von euphorischer Vorfreude bis zur
bangen Unsicherheit.
Sendungshinweis
„Premiere“, 2.4.16
Diese Ambivalenz verschweigt er dem kleinen Wesen nicht. Er weiht es in alle Dinge ein, hebt die Besonderheiten von Mama Betty hervor und breitet ehrlich die eigenen Unzulänglichkeiten aus. Es
entsteht ein ebenso zärtliches wie witziges und auch realitätsbezogenes Zweigespräch mit dem Kind, das dem Leben des Paares bald eine gänzlich neue Ordnung geben wird.
Wolfgang Pennwieser, 1975 in Oberösterreich geboren, Studium der Medizin in Wien und Innsbruck. Wolfgang Pennwieser lebt in Wien und ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin.
Seit 2002 ist er auch Kolumnist beim „ballesterer - Magazin zur offensiven Erweiterung des Fußballhorizonts“, dem einzigen Fußball-Fachmagazin Österreichs.
Ersehnte Unsterblichkeit der Götter?
„Der Tote, der nicht sterben konnte“, so heißt der Roman des in Oberösterreich lebenden Journalisten und Schriftstellers Hermann Knapp. In seinem Buch (Verlag Wortreich) bekommt es die Menschheit
plötzlich mit lebendig-toten Existenzen zu tun. Die Welt hält den Atem an, als der „Ambrosia-Virus“ um sich greift. Der Virus ist ausgerechnet nach jener Speise benannt, die den griechischen
Göttern der Sage nach ihre Unsterblichkeit verlieh. Wer aber infiziert ist, lebt nicht mehr als Mensch – und ist dennoch nicht tot.
Und so ergeht es der Hauptfigur des Buches zunächst: Martin Heinz will nichts anderes sein als einfach nur – tot. Bei einem Autounfall wurde sein Körper von einer Leitschiene durchbohrt, die
Ärzte im Krankenhaus können nichts mehr für ihn tun als auf seinen Tod zu warten. Genau der aber tritt erstaunlicherweise nicht und nicht ein. Martin Heinz wird nach Hause geschickt und muss dort
als lebendiger Untoter sein Leben fortsetzen. Die Medien werden schnell hellhörig. Bald stellt sich heraus, dass Heinz nur der erste von weiteren vielen Millionen Infizierten weltweit ist … Die
hohe Politik und der Tod höchst selbst werden gezwungen, sich mit dem Phänomen Ambrosia zu befassen. Diese Form von Unsterblichkeit hat sich niemand gewünscht.
Nicht als durchsichtige Grusel-und-Grauen-Story, sondern als Geschichte, die sich in ungeahnte Welten hochschraubt, legt Hermann Knapp seinen Roman an. Der Autor beweist Phantasie, und davon hat
er nicht zu wenig. Und er findet die richtige Prise feinen Humors in einer Handlung, die die Spannung bis zum Ende des ungewöhnlichen Buches immer weiter führt.
Gewaltige Bilder, erzählerische Wucht
Lydia Haider entsendet ihre Leser im Roman „kongregation“ in ein Dorf, wie man es seinen schlimmsten Feinden nicht an den Hals wünscht. Es herrscht eine böse Atmosphäre aus Muffigkeit und
Langeweile, aus Hinterhalt und Gewalttätigkeit. Eine Gruppe junger Menschen versucht einen Aufbruch, versammelt sich zu Treffen, will die alten Strukturen aufbrechen. Schon bald wird einer der
ihren tot aufgefunden, und dieser junge Mann ist nur der erste in einer langen Reihe von Opfern. Es bricht eine wahre Apokalypse an, es scheint, als müsste das Dorf in einer Art Endzeit-Gericht
von allen schweren Lasten gereinigt werden.
„Trash trifft auf Bibel, Jugendslang auf hohen Ton, Pathos auf Ironie“ – so heißt es im Klappentext des Buches. Zweifelsohne findet die Autorin in ihrem Roman eine Sprache, die mit Wucht
daherkommt. Die Bilder, die sie damit entstehend lässt, sind ebenso gewaltig wie aufwühlend und beunruhigend.
Lydia Haider, 1985 in Steyr geboren, lebt in Wien. Sie hat Germanistik und Philosophie studiert, sie ist Mutter zweier Kinder. Die Schriftstellerin hat in Publikationen wie „entwürfe“ und „Die
Rampe“ veröffentlicht.
Samstag, 2. April, ab 19.03 Uhr in „Premiere“
Aus allen genannten Büchern lesen am Samstag die Schauspielerin Chris Pichler und der Schauspieler Matthias Hack ausführliche Leseproben.
Hermann Knapp - Unlebendig
Zwar ist die Beschreibung des Unfalls und der schweren Verletzungen, die Martin Heinz zum ersten Unlebendigen machen, grauslich detailliert, aber insgesamt hält sich der Horror in diesem
schrägen Roman in Grenzen.
Im Gegenteil: Ich habe stellenweise sehr gelacht über diesen Mix aus Skurrilität, Science Fiction, Sarkasmus, Romantik, griechischer Mythologie und Allzumenschlichem. Nur über Eines bin ich
ständig gestolpert: Dass in den Dialogen die förmliche Anrede (Sie, Ihr, Ihnen ...) konsequent kleingeschrieben ist! Schriftstellerische Freiheit oder allerneueste Rechtschreibung?
Martin Heinz ist das erste Opfer eines Supervirus, das gewaltsam zu Tode kommende Menschen nicht sterben, sondern ohne Herzschlag und verstümmelt, aber sonst quicklebendig weiterleben lässt.
Als es immer mehr werden, bekommt er den Auftrag, den Tod aufzuspüren, damit dieser endlich seiner Pflicht nachkommt. Die Suche führt ihn in sämtliche irdischen und unterirdischen Bereiche,
in denen der Tod vermutet wird, führt aber nicht zum gewünschten Erfolg. Eine Art Erlösung gibt es am Ende dennoch.
Der ungekünstelte Schreibstil ist angenehm lesbar und passt hervorragend zu dem Protagonisten und seiner Sicht der Dinge. Trotzdem hätte ich mir dort, wo es um (bei so viel Tod
unvermeidlichen) philosophische Fragen geht, weniger Anekdotenhaftigkeit gewünscht. Amüsant und treffend dagegen sind die Seitenhiebe auf Gesellschaft, Politik, Weltreligionen und
Wissenschaftsgläubigkeit – teilweise österreichisch angehaucht mit dem Salzburger Jedermann, einem lächelnden Kanzler, regionalen Kriminalfällen etc. Am Ende werden im Zeitraffer geradezu
idealistische Lösungen für sämtliche Probleme präsentiert – quasi ein Happyend, auch wenn der allerletzte Satz Kontra gibt!
Freunde makabrer Geschichten mit reichlich Gegenwartsbezug kommen hier voll auf ihre Kosten.
Quelle: Asphaltspuren, 25.4.2016
Hermann Knapp, Der Tote, der nicht sterben konnte, ISBN 978-3-903091-08-5, Verlag Wortreich 2016, 263 Seiten, Hardcover, € 19,90, Verlag Wortreich