Kein Weihnachten ohne Würstel

 

Zu Weihnachten gibt’s bei uns Frankfurter Würstel.

Das ist genauso Tradition, wie der Christbaum, die Casali-Schnapsflascherl und die Sternspritzer. Bei meiner Oma, bei der ich aufgewachsen bin, sind am Heiligen Abend auch immer Würstel auf den Tisch gekommen. Als Kind hat mir davor gegraust und bis heute sind sie nicht gerade meine Lieblingsspeise. Aber Tradition, ist halt Tradition. Und Weihnachten ohne Frankfurter, das wäre für mich wie eine Krippe ohne Ochs und Esel.

 

Für meine Oma waren die Würstel das, was für andere Leute die Weihnachtsgans oder der Karpfen sind. Etwas ganz Besonderes. Warum, das hat sie mir nie erzählt, aber ich glaube, dass es etwas mit dem Krieg und dem Hunger damals zu tun gehabt hat. Vielleicht hat es ja beim ersten Weihnachtfest nach Kriegsende bei der Oma Würstel gegeben oder sie waren die Lieblingsspeise meines Opas. Der ist schon gestorben, als ich noch ganz klein war, was aber nicht an den Würsteln gelegen haben muss. Ich habe es nie geschafft, meiner Oma zu sagen, dass ich die Frankfurter eigentlich nicht mag. Irgendwie hatte ich immer Angst, ihr damit das Herz zu brechen. Weihnachten ohne Würstel, das wäre für sie gewesen, wie eine Krippe ohne Stern von Bethlehem.

 

 

 

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